Donnerstag, 16. Dezember 2010

10. Tag - COPINH, La Esperanza

Heute fuhren wir nach La Esperanza im Westen von Honduras, um dort die Indígena-Organisation COPINH zu besuchen. Diese 1993 gegründete Organisation ist Teil der nach dem Putsch entstandenen Widerstandsbewegung. Die Kämpfe der Organisation drehten sich von Anfang an um die Verteidigung der natürlichen Ressourcen und die Gemeingüter in der Region. So wurden kommunitäre Landtitel erkämpft, der Bau von Staudamm- und Minenprojekten verhindert. Durch eine Besetzung des Nationalkongresses wurde 1994 erzwungen, dass Honduras die Konvention 169 der ILO unterzeichnete, die bislang einzige internationale Norm, die Indigenen rechtsverbindlichen Schutz und Anspruch auf eine Vielzahl von Grundrechten garantiert. 




COPINH hatten bereits vor dem Militärputsch 2009 das Projekt einer Neugründung Honduras‘ angestoßen, indem sie 400 VertreterInnen der sozialen Bewegungen dazu aufriefen, sich zu versammeln und über ein alternatives politisches Projekt zu diskutieren. Laut Bertha Cáceres, der Koordinatorin von COPINH, hatte es bereits vor dem Putsch Gespräche mit dem Präsidenten Zelaya gegeben, in denen sie ihn dringend aufforderten, das Militär zu entmachten und dem Militär die Verantwortung für die Logistik bei der Durchführung des Plebiszits am 28. Juni 2009 zu entziehen. Es kam anders. Und so ist COPINH seit dem Militärputsch im Widerstand gegen den Putsch bzw. in der Initiative für eine Neugründung Honduras‘ u.a. über eine Verfassungsgebende Versammlung aktiv.

„Jetzt zu Wahlen anzutreten, würde bedeuten, sich auf die hegemoniale Strategie einzulassen und als soziale und politische Bewegung neutralisiert zu werden“, so Cáceres. COPINH gehört zu dem Flügel der sehr heterogenen Widerstandsbewegung, der vorerst ablehnt, den Weg der repräsentativen Demokratie zu gehen und lädt am kommenden Wochenende dazu ein, Alternativen zu diesem Projekt zu diskutieren.
Mit einem basisdemokratischen Ansatz soll es darum gehen, wie die „triple opresión“ aus Kapitalismus, Patriarchat und Rassismus strukturell verändert werden kann. Bei dem Projekt einer neuen Verfassung geht es den COPINH-VertreterInnen darum, in einem kollektiven Prozess die Forderungen der traditionell marginalisierten Sektoren zu sammeln. Cáceres betont, dass die Stärke der Widerstandsbewegung deren Vielfalt und Heterogenität sei. Trotzdem ist es nicht immer leicht, sich mit Evangelikalen über das Recht auf Selbstbestimmung über den Körper oder mit Parteifunktionären über das Recht auf kollektive Landnutzung der Indígenas zu einigen.

Trotz der Aktivitäten, die für die AktivistInnen von COPINH seit dem Putsch hinzugekommen sind, ist der Kampf um die natürlichen Ressourcen stets zentraler Teil ihrer Arbeit geblieben. Aktuelle Bedrohungen sind die Privatisierung der Wasservorkommen, der mit dem neuen Allgemeinen Wassergesetz (Ley General de Aguas) Tür und Tor geöffnet sind. Auch die Privatisierung der Wälder, indem europäische, japanische und US-amerikanische Firmen durch den Kauf von Wäldern in der Region ihre CO2-Bilanz „aufpolieren“, bedeutet eine akute Bedrohung für indigene Gemeinden und deren kollektives Eigentum. 

 

Den Besuch bei COPINH beschließen wir am bunt bemalten „Utopiezentrum“, das für Treffen und Veranstaltungen genutzt wird. Zur Zeit sind aber vor allem auch Flüchtlinge hier untergebracht, die wegen der akuten Repression und aus Sorge um ihr Leben ihre Heimatorte in anderen Landesteilen verlassen mussten.