Donnerstag, 21. November 2013

Reisebericht, sechster Teil: Kooperativen im Kampf um Landrechte

El Progreso. Wir besuchen Magdalena Morales, die Generalsekretärin der CNTC. In der CNTC – der Nationalen Gewerkschaft der Landarbeiter_innen – sind Kleinbäuer_innen organisiert, die für das Recht auf Land kämpfen. Viele Kleinbäuer_innen in der Region haben kein eigenes Land. Sie arbeiten für Großgrundbesitzer oder in Fabriken, leben in prekären Verhältnissen an Flussufern. Durch die CNTC konnten bereits 45 Kooperativen in der Region El Progreso gegründet werden. Jede Kooperative wird von mehreren Familien verwaltet und auch das Land wird gemeinsam bewirtschaftet. Magdalena gehört der Kooperative „La Cosecha“ an, 30 Familien pflanzen hier Bohnen, Mais, Yucca und Kochbananen, die Grundnahrungsmittel in Honduras. Ernährungssicherheit ist ein wichtiges Thema. Die CNTC unterstützt Kleinbäuer_innen auch mit Bildungsangeboten zu juristischen Themen oder zur Finanzplanung. Magdalena erklärt uns, es ginge darum, durch Selbstorganisation der Leute der Armut zu entkommen. Sie selbst habe früher auch in einer Fabrik gearbeitet, die billige Kleidung für den Export produzierte.


Das britische Unternehmen ASUNOSA in der Region El Progreso besitzt 5000 Hektar, auf denen Zucker produziert wird. Per Gesetz ist festgelgt, dass eine Person nicht mehr als 250 Hektar Land besitzen darf. Was darüber hinausgeht, soll vom Staat an Kleinbäuer_innen ohne Land verteilt werden. Ein bilaterales Abkommen zwischen Großbritannien und Honduras regelte die Nutzung des Landes bis 2005. Das Unternehmen behauptet aber, der Vertrag sei bis 2025 verlängert worden. Dafür liegt der CNTC aber kein Beweis vor. Da der Staat keine Anstalten machte, die Situation aufzuklären und überschüssiges Land an Kleinbäuer_innen zu verteilen, besetzte die CNTC am 29. Juli 2012 etwa 500 Hektar Land in Agua Blanca. Magdalena zeigt uns eine Dokumentation des von den Besetzer_innen kultivierten Landes. Auf den Fotos sind Mais- und Zucc
hinifelder sehen. Als am 26. August diesen Jahres die Ernte kurz bevor stand, räumte der Sicherheitsdienst von ASUNOSA in Begleitung von Polizei und Militär das Gebiet. „Sie haben alles zerstört“, sagt Magalena wütend, die gesamte Ernte wurde vernichtet. Mit Panzerfahrzeugen und Tränengas wurden die Familien vertrieben, es gab 45 Festnahmen, darunter auch Kinder.

Anstatt die Kleinbäuer_innen bei ihrem rechtmäßigen Kampf um Land zu unterstützen, laufen derzeit 58 Verfahren gegen Mitglieder der CNTC. Magdalena selbst wurde verhaftet und wegen Landbesetzung und Schädigung des Unternehmens ASUNOSA verurteilt. Am 10. Dezember wird sie gegen dieses Urteil in Berufung gehen.