Mittwoch, 23. August 2017

Erste Gerichtsverhandlung gegen zehn Wasserkraftwerksgegner*innen in Tela

Am gestrigen Tag den 22.August wurde die erste Verhandlung gegen zehn Gemeindemitglieder des Sektors Pajuiles // Angélica Recinos, Óscar Martínez, Arnaldo Castro, Andrés Reyes, Santos Acevedo, Regino Menjivar, Pablo Peraza, Germán Moreno, Jesús Gavarrete y Rufino Lara // die friedlich im Protestcamp (campamento digno) gegen das Wasserkraftwerk protestieren suspendiert, da die Richterin Norma Fuentes sich als befangen erklärt hat. Sie ist die Schwester des Bürgermeisters von Tela,  Mario Fuentes, gegen den die Breite Bewegung für Würde und Gerechtigkeit (MADJ) Anzeige wegen Amtsmissbrauchs im Zuge des  Genehmigungsverfahrens für das Kraftwerk am Rio Mezapa erstattet hat. Nun muss die nächste Instanz entscheiden, ob sie eine/n neue/n Richterin/Richter einsetzt. Den zehn Beschuldigten wird die Blockade öffentlicher Verkehrswege und Nötigung gegen Angestellte von Hidroeléctrica Centrales El Progreso S.A. (Hidrocep), das Unternehmen, das die beiden Wasserkraftwerke flussaufwärts bauen will, vorgeworfen.
Zu Beginn der Verhandlung präsentierte sich Anwalt Javier Arzu als Nebenkläger in Vertretung von Gemeinderäten aus den Gemeinden flussaufwärts, die sich von dem Wasserkraftwerk Arbeitsplätze und Infrastruktur erhoffen. Flussabwärts hingegen, im Sektor Pajuiles ist das Trinkwasser durch die Bauarbeiten verschlammt und  laut neuesten Laboranalysen für den menschlichen Konsum nicht mehr geeignet. Arzu vertritt jedoch auch das Unternehmen Hidrocep, das gegen den Widerstand der Verteidigung als Nebenkläger zugelassen wurde. Staatsanwaltschaft und Vertreter des Staates kamen hingegen mit ihrem Versuch sämtliche Beweismittel und Zeugenaussagen der Verteidigung zurückweisen zu lassen, nicht durch.  
Die Angeklagten lassen sich durch die Stigmatisierung und Kriminalisierung ihres friedlichen Widerstandes nicht einschüchtern. Zusammen mit vielen Gemeindemitgliedern zeigten sie sich zuversichtlich ihren Kampf letztendlich zu gewinnen. Auch im wieder errichteten Protestcamp war die Stimmung gut. Auf einer kleinen Anhöhe wurde eine neue Freiluftküche gebaut. Am heutigen Mittwoch  könnte die Situation eher angespannt werden: Ein Dialog zwischen den Gemeinden, dem Unternehmen und staatlichen Instanzen steht an. 
Die Angeklagten sind zehn von 17 Mitgliedern der MADJ, die in den vergangenen Wochen festgenommen und kriminalisiert wurden, weil sie sich mit friedlichen Mitteln dem weiteren Bau des Wasserkraftwerkes widersetzen.  
Am 28. August ist die Anhörung für weitere vier kriminalisierte Gemeinde/MADJ-Angehörige anberaumt, die wegen der "Teilnahme an nicht genehmigten Versammlungen und Schäden" beschuldigt sind - dies alles im Zuge der polizeilichen Repression am vergangenen 15. August. 

Weitere Details auf dem Blog (spanisch!) der MADJ. 
Sektor Pajuiles schränkt die Bewegungsfreiheit nicht ein. Es schützt nur sein Wasser und mit ihm das Leben. Stoppt die Kriminalisierung! Fotos: HondurasDelegation